Am Torrione Marcella wollten wir vor vielen Jahren selbst Hand anlegen und eine Route einrichten. Nach genauerer Inspektion entschieden wir uns dagegen. Glück gehabt...
Inzwischen wurde dies von anderen Erstbegehern erledigt und so machten wir uns vor einigen Tagen auf den Weg, die hochgejubelte Via Tanja einmal selbst zu versuchen. Beim Versuch blieb es dann aber auch.
Der erste Bohrhaken steckt in 20 m Höhe und ist nur mit dem Fernglas oder Adleraugen zu erkennen. Davor und auch danach verhindern Friends, die man ja eigentlich nur in der 6. SL benötigen sollte, Schlimmeres. In der ersten Länge können/müssen mindestens 2 mittlere und 2 größere platziert werden. Zumindest wenn man im Falle eines ausbrechendes Griffes Wert auf seine körperliche Unversehrtheit legt. Die zweite Länge ist dann mal enger, und mit teilweise 7-10 m Hakenabständen mal weiter abgesichert. Flugzeiten von 15-20 m würden im Falle eines Griffausbruchs oder Ausrutschers mit schwersten Verletzungen enden.
Aufgrund der Standhakenposition war für uns eine Flucht nur durch meine Ortskenntnis über die Nikibi möglich und nicht ungefährlich.
Doch das war noch nicht alles an diesem Tag...
Es war ein fantastischer Sommertag, den wir nicht ungenutzt lassen wollten. Und so fuhren wir schleunigst wieder hinüber zum Valparolapass. Dort hatten wir am Vortag bereits die "Stella Alpina" geklettert. Kaum zu glauben! Der ehemalige Dolomiten "Bruchpilot" kann auch festen Fels! Und gute Absicherung. Doch bei den Bewertungen konnte er dann doch nicht aus seiner Haut raus. Und so mussten wir uns ganz schön "strecken" um überhaupt einen "Siebener" hochzukommen. Die Seilschaft nach uns kapitulierte gleich mal in der obligaten VIII- Crux.
Daneben gibt es noch die "Second Life". Dorthin werden ebenfalls zahlreiche Plaisirkletterer gelockt. Diese wundern sich dann in der vierten Länge nicht schlecht. Dort hören plötzlich die Bohrhaken und Stände auf, nachdem zuvor wirklich drei perfekt abgesicherte und sehr schöne Seillängen geklettert werden konnten. Einfach unglaublich, was es immer wieder in den Dolomiten zu erleben gibt. In den allermeisten Touren ist somit höchster Erlebniswert garantiert.
Glücklicherweise kann jeder nach seiner Facon eine Route erstbegehen, so wie er es möchte. Es ist zwar schade um das teilweise schöne Felspotenzial, die ganze Arbeit, Material und damit eine Ressourcenverschwendung. Aber so ist es nun mal in einer freien Gesellschaft. Nur eines würde ich mir wünschen: Korrekte Informationen darüber! Ist das zu viel verlangt? Warum muss man die Menschen auch noch verarschen? Oder versuchen seinen Marktwert zu steigern? Oder was auch immer für Beweggründe dahinter stehen.
Wer vor! Tourenantritt wissen möchte was ihn erwartet, greift besser auf unsere analogen "Topoguides" zurück und überlässt die digitalen Infos den anderen.
Seid also vorsichtig, wenn eine Sau durchs Dorf getrieben wird! Was gratis angeboten wird, könnte eure Gesundheit kosten.
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