Jahreswechsel 2022/23. Wir hatten nur ein paar Tage Zeit und Zwangsurlaub. Für Spanien viel zu weit; Flüge unbezahlbar. Es musste also etwas "naheliegendes" sein. Nicht zu kalt und kein Modegebiet, um in Ruhe ein paar Klettermeter machen zu können, so die Vorgaben. Warum also nicht mal wieder nach Finale Ligure? Über 20 Jahre ist es her, seit ich das letzte Mal dort zum Klettern war. Da musste sich ja sehr viel verändert haben...
Zielstrebig steuerte ich den mir bekannten Übernachtungsplatz im Tal unter dem Monte Sordo an, bevor uns ein Durchfahrtverbot abrupt stoppte. Das geht ja gleich mal gut los. Mehr schlecht als recht richteten wir uns am Straßenrand ein. Nicht gerade das, was man sich für ein paar geruhsame Tage wünscht. Aber es war eben von Anfang an ein Kompromiss.
Die Hunde von Monte Sordo
Für den nächsten Tag stand also erstmal eine lange Wanderung auf dem Programm. Zum Klettern hatte ich uns ein paar neue Mehrseillängenrouten an der Placca di Mu herausgesucht, in der Hoffnung dort allein unterwegs zu sein. Chacka! Volltreffer. Der Fels ursprünglich rau, alles gut geputzt und perfekt eingerichtet. Was will man mehr, um nach vielen Wochen Kletterabstinenz sich wieder ans Gerät zu gewöhnen. Unglaublich still war es. Irgend etwas war anders. Schon am Zustieg hätte ich es merken können. Die Hunde von Monte Sordo - wer von den alten Kletterern kennt sie nicht? Anscheinend hat sie das zeitliche, samt Besitzer gesegnet. Die Häuser erstrahlen in neuem Glanz und das ganze Tal wurde, wie anderen Ortes, von den Reichen und Schönen dieser Welt aufgekauft und kurzerhand abgeriegelt. Doch was solls, weite Zustiege sind wir ja aus den Alpen gewohnt. Und so lange wir noch rüstig genug sind...
Französische Gastarbeiter in bella Italia
Auf dem Rückweg wollten wir noch im Hauptsektor vorbei schauen, was sich dort so getan hat. Da fiel uns eine Markierung mit "Boulangerie" auf. Unverschämt lecker sah das aus, so dass wir am nächsten Tag gleich wieder dorthin marschierten. Es war Heiligabend und die Zahl der Kletterer nahm zu. Glücklicherweise blieb es ruhig und so konnten wir einen weiteren tollen Klettertag dort verbringen. Nachdem wir auch im Hauptsektor neue Klebehaken entdeckten, wurde sogar noch ein dritter Anmarsch nötig...Alles in allem also, bis auf das Dauergrau, ein zufriedenstellendes Event. Etwas Sonne und einen schönen Übernachtungsplatz hätten wir uns dennoch gewünscht. Doch der Blick auf den Wetterbericht und die inzwischen eingetroffenen Weihnachtsurlauber versprachen hier keine Besserung. Also doch noch ein paar Liter Diesel und Maut investieren und weiter nach Aiglun bei Nizza düsen.
Wie fast immer dauern Autofahrten inzwischen länger als gewünscht. Doch schlussendlich trafen wir zu einer absolut ruhigen Nacht in Aiglun ein. Und der nächsten Morgen empfing uns mit strahlenden Sonnenschein und azurblauen Himmel. Nur beim Blick auf die dünnen Ärmchen beschlichen mich angesichts der überhängenden Wände Zweifel, ob das die richtige Entscheidung war. Mit dem Pilier de quattre vents gab es jedoch im ganz linken Teil ein Plaisir-Sahneschnittchen, dass ich noch nicht kannte. Und so konnten wir etwas "akklimatisieren", ohne uns gleich abzuschießen. Perfekt! So macht Urlaub für Verwöhnte richtig Spaß. Nachdem allerdings die Form für die schweren Touren im rechten Teil nicht so schnell zurückkommen würde, mussten erst einmal wieder ein paar Trainingseinheiten im Klettergarten her. In der Nähe gab es bei Gréolières ein neues Klettergebiet, dass ich mir gerne anschauen wollte. Die Fahrt dorthin, ebenfalls sehr reizvoll, führt durch ein menschenleeres Gebiet und wir fanden einen tollen Übernachtungsplatz auf einem Sonnenplateau.
Chouchou
So heißt der neue Sektor. Perfekt für kalte und sonnige Wintertage. Denn es wird dort schnell zu heiß. Fantastische Ausdauerrouten, oft bis zu 40 Metern Länge, lassen die untrainierten Unterarme platzen. So soll es sein. Der französische Rotwein sorgt danach für eine angenehme Bettschwere. Doch leider haben wir nur wenige Tage Zeit und so geht sie Fahrt, vorbei an malerischen Örtchen, schon bald wieder gen Norden, zurück ins deutsche Dauergrau.
Es sind noch keine Einträge vorhanden.