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Die letzte Hüttennacht

Für mich zählen die Hütten in den Alpen zu den schönsten Orten dieser Erde. In kaum einem Gebiet dieser Welt gibt es so eine tolle Infrastruktur. Ursprünglich waren sie mal ein Zufluchtsort für Kletterer und Wanderer. Es waren gesellige Abende und wer wenig Geld hatte, bekam ein Bergsteigeressen oder verspeiste eben das Mitgebrachte. All das ist Romantik und längst Geschichte.

 

Inzwischen bekommt man, verständlicherweise bei den Pachtverträgen, nur noch eine Übernachtung in Verbindung mit Halbpension. In der Regel gehen die Übernachtungseinnahmen an die Alpenvereine und der Hüttenwirt muss vom Konsum der Gäste leben. Wer möchte schon umsonst arbeiten und nur den Dreck verräumen? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß diese Vertragsstrukturen sinnvoll sind.

In der Schweiz wurde uns oft nicht einmal eine Übernachtung angeboten, obwohl wir am nächsten Tag beim Vorbeigehen sahen, dass die Hütte kaum Gäste hatte. Für „Euro-päer“ ist es aufgrund des kollabierenden Euro eben nur noch schwer möglich eine Flasche Wein für 30 CHF oder eine „Halbe“ für 10 CHF, zusätzlich zu den Hüttenkosten zu konsumieren.

Was allerdings definitiv nicht sein müsste, sind mickrige Kinderportionen. Jeder Hüttenwirt hat doch bestimmt schon einmal nach seinem Aufstieg zur Hütte, vielleicht etwas mehr Hunger verspürt. Das es an der Gewinnmaximierung liegt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Oder doch?

 

Als wir auf einer bekannten französischen Hütte einmal um einen Nachschlag bettelten, wurde kurz und bündig abgelehnt um später die Reste an die Hüttenkatzen zu verfüttern. Das war eine der bittersten Erfahrungen, die wir machten und viele Jahre blieben wir Hütten fern, bis wir das Erlebte verarbeitet und vergessen hatten. 

 

 

Es sind gerade die gut besuchten und bekannten Hütten auf denen wir bei später Ankunft nichts mehr zum Essen bekamen. Gerade zu einem Zeitpunkt, wo man doch besonders hungrig ist. Sie haben es einfach nicht nötig. Morgen kommen neue Gäste. Und immer und immer wieder.

Natürlich gibt es auch genug andere, tolle Beispiele, gerade aus der Schweiz. Dort haben wir selbst um 22 Uhr nach einer langen Tour noch ein köstliches Nachtessen bekommen. Leider inzwischen unbezahlbar für uns. Wie schade!

Und so werden diese tollen Orte, genau wie andere Luxusresorts nur noch von wohlhabenden Menschen besucht, die mit ihrem durch Kohlekraftwerke betriebenen Elektro-SUV und ökologisch sauberer Weste anreisen und sich dies leisten können. Subventioniert von allen Alpenvereinsmitgliedern. Auch von uns.

 

Wir müssen leider im Tal bleiben oder eben alles für ein 1000-Stars-Biwak hochbuckeln. Ist eigentlich noch viel schöner, wenn auch mühsamer. Und mit Erinnerungswert. Glücklicherweise gibt es mehr als genug Dinge, die man sich nicht mit Kreditkarte erkaufen kann.

 

 

Volker Roth

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