Schönheit liegt natürlich im Auge des Betrachters und jeder definiert eine Route, die ihm gefällt, auf seine Weise.
Mal ist es die Kletterei, mal sind es die besonderen Momente mit dem Partner, und für manche ist nur eine anspruchsvolle, gefährliche Route ein tolles Erlebnis. Für mich waren meist eine Kombination aus Ausdauer, Absicherung/Absicherbarkeit und Felsqualität der entscheidende Faktor. Mit kühnen, respektive gefährlichen Unternehmungen konnte ich mich nie so recht anfreunden, wenngleich wir in unserer Sturm- und Drangzeit einige davon "überlebt" haben.
Das Risiko sollte man zumindest gut im Zaum zu halten wissen, denn...
"Es gibt alte Piloten und es gibt kühne Piloten, aber es gibt keine alten kühnen Piloten."
André Kostolany
Am Anfang steht erstmal hartes Training
Für mich waren lange Mehrseillängenrouten immer "Kinglines" und entsprechend einprägsam. Bis es dazu kam, waren zuvor jedoch viele Trainingsmeter nötig. Was aus meiner Sicht für "normale" Alpintouren der Schlüsselgrad VII- ist, braucht es für die "harten Sachen" eigentlich ein Sportkletterniveau im neunten oder sogar zehnten Grad. Zumindest wenn man on-sight im "Flow" unterwegs sein und nicht zum Stauhindernis werden möchte.
Bei uns zuhause im Frankenjura haben wir optimale Trainingsmöglichkeiten. Ich kann's gar nicht mehr sagen, wie viele tausend Trainingsmeter ich am "Monte-Bianco" zurücklegte. Entweder 20-25 Quergangseinheiten im Grad VIII- oder Dampfhammer (VIII) und Entsafter (VIII+/IX-), so lange wie die Züge noch so halbwegs ausgeführt werden konnten.
War die Ausdauer vorhanden, brauchte es natürlich noch die nötige Maximalkraft-(Ausdauer). Perfektes Trainingsgelände waren hierzu die Weidlwanger Wand (Sommer) und im Winter der Student. Touren im neunten Grad mussten schon 5-6 mal in kurzer Zeit hintereinander gehen. Noch besser waren 2-3x die Heißen Finger (IX+/X-) am Student. Mal kleingriffig, mal ausdauernd, mal maximal weite Züge. Perfekt also für Ausdauertouren in den Alpen.
"Das schwierigste, ist der Entschluß mit dem Training zu beginnen." Das wusste schon der selige Meister des Sports.
Versucht es doch einfach mal. Vielleicht entwickelt der eine oder die andere Freude an diesen Herausforderungen.
Meine erste Begegnung mit schweren Alpinrouten hatte ich den Dolomiten und den Wendenstöcken. Wobei letztere durch die psychischen Anforderungen noch weit anspruchsvoller waren und daher nicht so mein Ding. Ich möchte mich aufs Klettern konzentrieren können und den Tag genießen, statt mit einem Bein immer kurz vor der Eingangstüre des Krankenhauses zu stehen.
Erst später kamen dann die Verdon-Touren dazu. Dort findet man sicher die höchste Dichte an begeisternden Ausdauerrouten für jeden Geschmack und in jedem Grad.
Was ich nicht in die Liste aufgenommen habe, sind Touren mit kurzen Boulderstellen, wo Haken im Abstand von einem Meter stecken und man vermuten kann, wie die Stelle üblicherweise gelöst wird. Früher wurden diese "technischen Stellen" gerne mal in den Führerbewertungen - weil verpönt - unterschlagen. Natürlich kann das alles "frei" geklettert werden. Aber mir wäre es nie in den Sinn gekommen, in einer alten klassischen oder Plaisir-Route diese Stellen auszubouldern, nur um eine "freie Bewertung" abgeben zu können. Von dieser Zielgruppe wird das vermutlich kaum jemand ausbouldern. Aber vielleicht täusche ich mich da auch...
Was sind nun meine Favoriten?
Ganz oben auf meiner Hitliste stehen die Gelbe Mauer an der Kleinen Zinne, gefolgt von der Alix, Punk de Vergons im Verdongebiet und als dritte im Bunde die Bons Baisers de Sibérie am Rothorn in den Schweizer Alpen.
Kleine Zinne – Gelbe Mauer (2.857 m) S-Wand
»Perlen vor die Säue« VIII+/IX– (VIII+ obl.)
»Bons baisers de sibérie« VIII+/IX– (VIII obl.)
Paroi du Duc (950 m)
NW-Wand »Alix, Punk de Vergons« IX– (eKN IX)
Aber auch in den "niedrigeren" Graden habe ich für euch einige tolle Unternehmungen heraus gesucht.
Verdon
Paroi du Duc (950 m)
NW-Wand »Série Limitée« VIII+ (eKN VIII)
Paroi du Duc (950 m)
N-Wand »Une Valse pour Manon« VII+ (eKN VII)
Falaise des Malines (ca. 800 m)
S-Wand »Les Fils de l’Haltère et du Pan« VIII– (eKN VIII–)
L’Escalès – Sektor Bananes (1.100
m)
SW-Wand »Via Mathis« VIII+ (eKN
VIII)
Dolomiten
Großer Falzaregoturm (2.560 m) SO-Wand
»The Wall« VIII+ (VII–/VII obl.)
Tofana di Rozes (ca. 2.800 m) NW-Wand
»Quel calcare nell’anima« VIII– (VII–/VII obl.)
Lastoni di Formin (2.414 m) W-Wand
»Gente di Mare« VIII– (VIII obl.)
Castel Alto dei Massodi (2.431 m) O-Wand
»Sendero Luminoso« VII (VII– obl.)
»I segreti di Camelot« VII u. A0 (VII– obl.)
Mur de Pisciadù (2.523 m) N-Wand
»Oro e carbone« VIII (VIII– obl.)
Mur de Pisciadù – Brunecker Turm
(2.523 m)
NO-Wand »Ottovolante« VIII+ (VII
obl.)
Rienzwand – Col di Mezzo (2.257
m)
W-Wand »Hat Spaß gemacht« VII+ (eKN
VII)
Pordoispitze (2.950 m)
NW-Wand »4 giorni un’estate« VIII– (eKN VIII)
Lastoni di Formin – II. Bastione de Mondeval (2.650 m)
S-Wand »Evergreen« IX– (eKN VIII)
Corna Rossa – 1. Turm (2.350 m)
SW-Wand »Via Zordano« VIII– (eKN VII+)
Dauphiné
3ème Tour de Queyrellin (2.935
m)
W-Wand »Les Dents de Cyrielle« VIII+
(eKN VIII–)
Tête de Gaulent (2.867 m) SO-Wand
»Gouttes d’eau en alpage« IX– (VIII– obl.)
Tour Termier (3.070 m)
W-Wand »Marmotta Impazzita« VIII– (VII
obl.)
Contreforts de Roche Robert
(1.900 m) SW-Wand
»A la recherche de Peter Pan« VIII (VII obl.)
Nordalpen
Wampeter Schrofen (ca. 1.700 m) NW-Wand
»Das Resultat« VIII (VII obl.)
Salzburger Hochthron (1.853 m) OSO-Wand
»Sesam öffne dich« VIII+/IX– (VIII– obl.)
Schweizer Alpen
Wendenstöcke – Pfaffenhut (ca. 2.600 m) S-Wand
»Voie du frère« VIII (VIII obl.)
Cheselenfluh (ca. 1.800 m) SO-Wand
»Blauer Käfer« VII– (VI+ obl.)
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