Gefühlt erscheint bald jede Woche eine neue App, ein neuer Blog, Video, etc. Die Menschen inszenieren sich auf Insta & Co. mit immer neuen Kapriolen.
Einige so lange bis sie merken, dass dies in Arbeit ausartet oder sie schnell wieder das Interesse verlieren.
Der daraus entstandene Schaden kann enorm sein. Und ich vermute, viele bedenken dabei in keinster Weise die Tragweite ihres Handelns.
Wir waren die ersten, die vor nunmehr 25 Jahren Topos gegen einen kleinen Obolus ins Netz stellten. So startete topoguide, bevor die Bücher in Druck gingen. Es folgten die ersten Trittbrettfahrer und bald darauf Seiten mit kostenlosen Infos und Topos.
So nahm das Schicksal seinen Lauf. Es war der Anfang vom Ende von gedruckten Führerwerken, wie wir sie kennen. Quasi über Nacht war die Arbeit vieler Jahre plötzlich wertlos. Natürlich nur für uns. Für andere war sie eine gern genutzte Grundlage für ihre Plattformen und Apps. Das betrifft natürlich nicht nur uns. Andere Verlage sind davon genauso betroffen. Mit ehrlicher Arbeit wurde noch nie jemand reich.
"Du musst ein Schwein sein auf dieser Welt", wussten die Prinzen schon 1995.
Denn sie wissen nicht was sie tun
In einer Zeit wo Geiz geil ist, jeder auf Social Media abgeht wie ein Zäpfchen im Bobo, stürzt man sich gerne auf Neues und vor allem auf Kostenloses. Die wenigen Bezahlplattformen darben so vor sich hin. Die Glücksritter, die sie betreiben ebenfalls.
Das sich das Rad der Zeit immer schneller dreht, ist ja an sich nichts neues und in vielen Fällen bringt es auch Nützliches hervor. Was vielleicht viele dabei nicht bedenken ist das Verflachen des Informationsgehaltes und das leise Sterben vieler bisher zuverlässiger Informationsquellen.
Die Verifizierung erfolgt leider oft erst vor Ort, wo man dann feststellt, was für ein Schrott veröffentlicht wird. Wie mühsam man sich die nötigen Infos aus dutzenden Quellen zusammenklauben muss. Wieviel sinnlose Zeit man damit verschwendet. Kletter- und wertvolle Urlaubstage ruiniert, nur weil man nicht bereit ist ein paar Euros für gute und zuverlässige Informationen auszugeben. Oder es vielleicht gar nicht mehr anders kennt, weil man damit so aufgewachsen ist.
Teilweise betrifft es mich selbst und täglich sehe ich Menschen mit fragendem Gesichtsausdruck und Smartphone durch die Landschaft laufen. "Biegen sie hier rechts ab, folgen sie dem dem Weg, bis irgendwann vielleicht ertönt: Sie haben ihr Ziel erreicht". Wirklich? Nicht selten steht man irgendwo fragend in der Landschaft und wundert sich wieso der "blöde Gockel" das nicht weis. Wohl denen, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben und Zusammenhänge schnell erfassen und in einen Kontext bringen können, der sie zum Ziel führt, wenn die App mal "versagt".
Des einen Tod, des anderen Brot
Was geschieht, wenn niemand mehr diese Plattformen mit Leben, sprich mit Touren und Kommentaren füllt? Auf den Untergang einer, folgen zwei neue, usw. bis irgendwann der Letzte merkt, dass mit alldem kein Geld zu verdienen ist. Doch der Hirntod ist längst eingetreten, bevor der Rest vermodert.
Wir werden diesen Lauf der Dinge sicher nicht aufhalten. Wir hatten unsere Zeit, wenn auch nur sehr kurz. Und genau wie wir werden die jetzigen Protagonisten vielleicht abermals schneller überholt, als ihnen lieb und bewusst ist.
Zurück bleibt der Digitalschrott und eine kaputte Gesellschaft. Und niemand wird sagen können: Wir hätten es nicht gewusst und dem entgegenwirken können.
Ein Kommentar von Volker Roth zu den vielen neuen Kletterführerapps
Dezember 2024
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