Die Cima d’Ambiez ist das Ideal eines Dolomitenberges. Wie ein Magnet
zieht die pralle Wand die Blicke der Kletterer auf sich. Alles was
sonst noch im Umfeld steht, rückt dabei automatisch in den Hintergrund.
Die »Via della Soddisfazione« zählt zu den schönsten Touren
der Brenta. Sie verläuft fast ausnahmslos über kompakten, herrlich
wasserzerfressenen Fels und ist durchweg steil und ausgesetzt. Die
Wahl des »leichtesten« Weges verlangt einen ausgeprägten Spürsinn,
sonst könnte der »Weg der Befriedigung« auch in der Verzweiflung enden.
Eine Orientierung von Haken zu Haken gibt es nur selten, und bei
Verhauern sollte man in der Lage sein, auch Stellen im VII. Grad wieder
zurückzuklettern. Natürlich ohne zuverlässige Sicherungen darunter.
Routine und Nervenstärke müssen dann die dubiosen Zwischensicherungen
ausgleichen – ein Beherrschen der reinen Kletterschwierigkeit
reicht keinesfalls aus! Hier wird ganz deutlich: Sicherung ist nicht
gleichbedeutend mit Sicherheit! Für alle, die mit diesen Anforderungen
bewusst umgehen können, wird es bestimmt ein eindrückliches
Bergerlebnis mit Kletterstellen, die ihresgleichen suchen.
Wir haben die Tour eigens für dieses Buch nach sieben Jahren noch einmal geklettert, und interessanterweise
ist der Fels noch immer unabgeklettert und rau wie am ersten Tag. Jetzt kann spekuliert werden: Liegt es am
Respekt der Kletterer vor dieser steilen Wand oder am alpinen Ambiente, das etwas aus der Mode gekommen
ist? Aber eines steht fest: Es ist keine Fast-Food-Tour!