Großartige Hakenzieherei an bombenfestem Fels. Ein
Technoklassiker, wie es nur wenige dieser Güte in den
Alpen gibt. Wer die Tour genießen möchte, sollte über
den nötigen »Schmalz« in den Armen verfügen, sonst
fühlt man sich unter Umständen wie Bonatti bei der
Erstbegehung.
Bedingt durch die vielen Haken kommt man oft gar
nicht auf die Idee, frei zu klettern, obwohl dies angeblich
möglich ist. Den dafür angegebenen siebten oder
unteren achten Grad haben wir jedoch nicht angetroffen.
Walter Bonatti, der die Route übrigens im Alter von
21 Jahren eröffnete, verschwendete wohl kaum einen
Gedanken daran, hier frei zu klettern. Sein Ziel war es,
als erster einen Weg durch die gewaltig steile Ostwand
zu fi nden. Beachtenswert dabei, dass Bonatti und Ghigo
am zweiten Tag »nur« 3–4 Seillängen schafften,
darunter die Rissspur durch die 40-Meter-Mauer. Im
Gegensatz zu den heutigen Begehern mussten sie ihre
35 Haken und 2 Holzkeile für den Weiterweg nicht nur
schlagen, sondern auch wieder ausnageln. Würden die
mittlerweile zahlreichen Haken nicht stecken, wäre
wahrscheinlich auch heutzutage ein Biwak fällig.
Die letzten Seillängen klettert man direkt unter der namensgebenden
»Kapuze«. Sie sind sehr eindrucksvoll,
wie auch der große Rest. Im Vergleich zu den in der
Nachbarschaft stehenden Riesen ist der Name Grand
Capucin etwas übertrieben, dennoch ist die Tour ein
nicht zu unterschätzendes Unternehmen in einer wilden
Umgebung. Und trotz aller Anstrengung wird man
hinterher sagen: »Es war doch eine großartige Tour.«