Petit Dru (3.733 m)

Petit Dru – Granitpyramide direkt über Chamonix.
Wegen der eher extremen Anstiege wurde vor allem
an der steilen Westwand erst spät Klettergeschichte
geschrieben. Mit seinem legendären Alleingang setzte
Walter Bonatti 1955 hier neue Maßstäbe. 1962 eröffneten
dann die Amerikaner Hemming und Robbins in
drei Tagen die heute meistbegangene Tour durch die
Westwand, die nach dem »Bloc Coincé« auf die klassische
Route von Magnone und Bérardini aus dem Jahr
1952 trifft.
Durch die Bergstürze in den Jahren 1997 und 2003
sind leider große Teile der meisten anderen Touren ins
Tal befördert worden. Der »Bonatti-Pfeiler« wurde zwar
kürzlich wieder beklettert, jedoch dürften dort noch
einige »Aufräumarbeiten« nötig sein. Im Allgemeinen
muss die Dru im Hinblick auf Felsstürze als äußerst
sensibel betrachtet werden. Jeder, der dort einsteigt,
sollte sich dieser Gefahr bewusst sein! Die »Amerikanische
Direkte« verläuft bis auf wenige Ausnahmen in
festem Granit, aber es warten auch dort größere Platten
und Blöcke auf ihren Weg nach unten. Bei extrem
hohen Temperaturen sollte man diesen Berg daher
meiden!
Die Tour führt fast immer durch Riss- und Verschneidungssysteme,
und die Kletterei ist durchgehend
äußerst steil und anstrengend. Ausruhen geht erst
wieder in Montenvers. Die Reibung des Granits ist
für Chamonix-Verhältnisse eher schlecht, man hängt
permanent in den Armen – und der 15-Kilo-Rucksack
drückt zusätzlich aufs Gemüt.
Die vielen Normalhaken machen die Tour an den
schweren Stellen auch technisch kletterbar, allerdings
mit erhöhtem Zeitaufwand. Alles in allem ist die »Directe
Américaine« ein Big-Wall der Extraklasse, wie
es in den Alpen wohl nur wenige gibt. Ein Traum für
erfahrene Alpinisten – das Sahnehäubchen einer Kletterkarriere!