Punta Civetta (2.920 m)

NW-Wand »Aste-Susatti« VI+ (VI obl.)

Am Vorbau dieser klassischen Nordwand kam es uns
so vor, als ob wir durch die Gedärme der Civetta kletterten:
Hier spuckt der Berg alles aus, was er nicht
gebrauchen kann. Die eigentliche Tour verlangt harte
Arbeit, sowohl für die Absicherung, als auch für die
Kletterei – hier wird nichts verschenkt.
Die »Aste-Susatti« verläuft fast durchweg an Rissen
und Verschneidungen und endet im meist feuchten
oder nassen Ausstiegskamin. Dieser ist zwar auch bei
Nässe noch kletterbar, allerdings erfordern widrige
Verhältnisse mehr Zeit und einige Vorsicht, denn Sicherungen
sind eher Mangelware und mühsam anzubringen.
Der Fels ist teils unzuverlässig und brüchig mit
einzelnen schönen Kletterstellen an wasserzerfressenem
Fels. Er bietet nicht den typischen Loch- und
Leistenspaß wie im Großteil der Dolomiten. Vielmehr
klettert man oft an Zangengriffen, Seitkäntchen und
über recht reibungsarme Platten.
Mit den bisher erschienenen Führerbeschreibungen
erforderte die angeblich klar vorgegebene Linie doch
noch einiges an Spürsinn, denn die Route verläuft
nicht immer durch den Parallelriss, der schon von unten
sichtbar ist. Achtung: Wetterkapriolen können in
dieser Wand unangenehme Folgen haben. Nach Regenfällen
mindestens 1–2 trockene Tage abwarten.
Auch ein Rückzug ist mit Sicherheit nicht einfach und
erfordert einige zusätzliche Haken.
Angesichts des labilen Pfeilers in der 11. Seillänge
mussten wir an die Beschreibung der Erstbegehung
denken. In »Pilastri del Cielo« (Pfeiler des Himmels)
schreibt Armando Aste:
Weiter oben öffnet sich die Verschneidung zum Kamin
zwischen dem Pfeiler und der Wand. Auf den letzten
Metern dieses Kamins konnte ich nicht verhindern,
dass einige lose Steine hinabfi elen. Ohne Umschweife
drohte der Kamerad [Fausto Susatti], mich und die
Seile zu verlassen, wenn ich nicht sofort damit aufhören
würde ... Als die nächste unvermeidbare Ladung
hinabstürzte, machte er seine Ankündigung tatsächlich
wahr. […] Doch während ich ihn dann nachsicherte,
begleitete der Lärm des Steinschlags jede seiner
Be we gungen. »Und, was sagst du jetzt?« Er antwortete
mit vor Anstrengung erstickter Stimme: »Was für
eine Länge! Wo soll man hier bloß hingreifen, bei all
dem Bruch ...?«

 

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