»Peters-Haringer«
Bei einem alpinen Klassiker kommen einem ja oft Gedanken an
schlechte Haken, brüchiges Gestein und verwickelte Linienführung.
Im südlichen Wetterstein weit gefehlt: Der Fels und die
Temperaturen erinnern bei sonnigem Wetter fast an Südfrankreich,
die Absicherung zuweilen ebenfalls. Die »Peters-Haringer«
ist also auch für Sportkletterer ein absolut lohnendes Ziel – was
allerdings nicht immer so war. Schließlich wurde die Tour schon
1934 erstbegangen und zwar ohne die heute so zahlreich steckenden
Bohrhaken. An diese Zeit des klassischen Alpinismus’ erinnert
jetzt nur noch die Linienführung durch die vielen Risse und
Verschneidungen.
»Bayerischer Traum«
Hier macht vor allem der Name die Musik, und alle stürmen
zielstrebig dort hin. Dabei ist die Route nicht durchgehend so
traumhaft, wie es der Name suggeriert. Selbstverständlich gibt
es einige tolle Passagen wie etwa die pumpige Piazschuppe oder
die letzte Länge, in der wir einen Kameraden saft- und kraftlos
im Seil hängen sahen, der noch im unteren Teil behauptet hatte:
»Die Tour ist ja nur ein Sechser«.
Recht originell ist auch die 4. Seillänge, in der man entweder
mittels Plattenquergang oder – wie früher üblich und auch heute
immer noch bevorzugt – abseilenderweise zum Stand vor der
Schuppe gelangt. Die Felsqualität ist außerordentlich gut, wenngleich
vor allem die Schuppe unter den vielen Begehungen schon
etwas gelitten hat.
In den kompakten plattigen Passagen findet sich immer wieder
ein Griffchen, welches eine Fortbewegung auch ohne Hakenhilfe
erlaubt. Man muss sich dann allerdings etwas mehr Zeit gönnen,
als es die nachdrängenden Seilschaften erlauben. Die Absicherung
ist immer noch klassisch karg, obwohl im Zuge der Sanierung
an den schwersten Stellen solide Bohrhaken angebracht
wurden. Ein lohnendes Unternehmen für schöne Herbsttage.