Unter den zahlreichen Neutouren in der Brenta gibt es nur wenige,
die das Prädikat »wertvoll« verdienen. Die »Via Anna« aber hat uns
nicht nur durch ihre Felsqualität überzeugt – auch die Behakung
wurde mit Verstand angebracht. Wenngleich klassisch alpin, lassen
sich doch die meisten Passagen gut zusätzlich absichern. Nach
den ersten beiden anspruchsvollen und luftigen Einstiegslängen ist
der Weg frei für ungetrübten Genuss. Das Prunkstück der Tour ist
die fast 50 Meter lange Kaminseillänge, die wunderschön henkelig
zu einem Pfeilerkopf hinauf zieht. Danach verläuft die Route über
traumhaft wasserzerfressenen Fels auf der Südwestseite des Berges,
bevor man viel zu früh mit dem Abseilen beginnt.
Die »Via Armani« nutzt eine rundum natürliche Linie durch ein System
von Kaminen und Verschneidungen. Der Schlüssel, um dorthin
zu gelangen, ist eine sehr imposante und luftige Einstiegsquerung,
die von unten schon mal Zweifel über das »Wie« aufkommen lassen
kann. Der obere Teil ist dann allerdings, wie in der »Via Anna«, reine
Genusssache.