Warum schleppen fleißige Arbeiter eine Bohrmaschine so hoch hinauf, sanieren aber nur den mittleren Teil einer 1969 erstbegangenen Route, um auf halber Strecke ihre Arbeit zu beenden? Auf der Pyramidenspitze angekommen, war uns die Antwort klar: Während die komplette Route in allen Führerwerken hoch gelobt wird, wussten anscheinend doch einige Insider, dass der obere Teil nur ausgesprochenen Liebhabern klassischer Touren gefallen dürfte. Nach der wirklich schönen Schuppenkletterei in der »Via Kasper« ist der teilweise brüchige obere Teil somit nur etwas für Sammler alpiner Trophäen. Einzig die einst so gefürchtete letzte Rissverschneidung ist ein sehr schöner Abschluss und leitet zu einem Gipfelerlebnis der Extraklasse. Mit etwas Vernunft hätten die Stände der kompletten Route saniert werden können, und es ließe sich vielleicht sogar eine Abseilpiste einrichten, die bei adäquater Seilführung die auf Abflug liegenden Blöcke umgeht. Länger als 3 bis 4 Stunden würde man hier sicher auch nicht abseilen und könnte sich den Marathonrückweg ersparen. Denn was beim Abstieg auf Wiederholer wartet und bisher nicht nur verschwiegen wurde, sondern in einem Führer neueren Datums sogar noch als »lohnender Normalweg« angepriesen wird, ist ein 5–6 stündiger Höllenritt zur Albignaseite entlang eines brüchigen Bandes mit dubiosesten Abseilstellen und einem Gletscher- und Geröllhatsch, der schier nicht enden will... Warum am Abstieg nur die ersten beiden Abseilstände saniert wurden und der große Rest nicht, ist ebenfalls kaum zu ergründen! Aber das wäre dann wohl doch zu viel der Sicherheit und Bequemlichkeit: Schließlich muss man doch auch noch im hohen Alter von den heroischen Erlebnissen der Jugendzeit erzählen können. Vorausgesetzt, die Schutzengel waren immer rechtzeitig zur Stelle...