Was für ein Felsklotz! Der Crozzon di Brenta beherrscht die Szenerie rund um das Rifugio Brentei und zieht unweigerlich alle Blicke auf sich. Die Prachtroute von Bruno Detassis verläuft über den
rechten der beiden schwarzen Wasserstreifen im linken Wandteil. Zweifelsfrei gehört sie zu den besten und eindrucksvollsten Touren im gesamten Alpenraum. Wir sind bisher noch in keiner Wand der
Alpen über annähernd 700 Meter derart festen und griffigen Fels geklettert. Brüchige Stellen? Fehlanzeige! Am Einstieg angekommen, fragt man sich staunend, wie bei dieser enormen Steilheit über
weite Strecken »nur« der fünfte Grad gefordert ist. Und auch in der Tour lässt so manche steile bis überhängende Passage Zweifel aufkommen, ob es hier tatsächlich weitergeht. Einmal
losgeklettert, jagt ein Henkel den nächsten, und die im unteren und mittleren Teil – für eine klassische Dolomitentour – zahlreichen Haken weisen den Weg. Nach oben hin werden diese
Orientierungshilfen spärlicher, dafür die schwierigen Stellen aber auch weniger. Doch es bleibt steil bis fast zum letzten Meter. 1935 hier durchzusteigen, war eine Leistung, die auch heute noch
große Anerkennung findet! Dabei war früher die Schlüsselstelle vermutlich die schwarze Plattenwand in der zwölften Seillänge. Mit Reibungskletterschuhen wird man diese heute kaum noch als
Schwierigkeit wahrnehmen. Dann schon eher die steile Wand und Dachpassage in der neunten Länge, die manchen aus dem Rhythmus bringen könnte.
Die langen Gipfelschrofen sowie den Übergang zur Cima Tosa sollte man sich seilfrei zutrauen, denn eine vernünftige Absicherung ist hier nur mit Hammer, Haken und viel Zeit möglich.
Konzentriertes, sicheres Gehen – auch in brüchigem Gelände – ist zwingend erforderlich! Ein Ausrutscher wäre an den meisten Stellen mit Sicherheit der letzte!
Inzwischen gibt es eine sehr gute Abseilpiste auf der NW-Seite.