Diese Tour ist kein Spaziergang, wie es die Schwierigkeiten vermuten lassen könnten. Sie ist eine sogenannte moderne Route, die allerdings noch deutlich vom klassischen Dolomitenstil geprägt ist.
Wenn schon nicht schwer, dann doch wenigstens nur mit einem Minimum an Bohrhaken versehen, so dass der Genusskletterer mit Sicherheit bald kapituliert und der sportlich ambitionierte Alpini sein
Nervenkostüm ziemlich strapaziert. An den heikelsten, dazu noch brüchigen Stellen stecken ganz im Sinne der Südtiroler Traditionalisten geschlagene Haken und gestalten so die Sache zusätzlich
spannend und noch etwas risikoreicher. Mit einer entsprechenden Erhöhung der Bohrhakenanzahl und dem damit verbundenen besser abgekletterten Fels wäre das sicher eine große, sehr lohnende Tour.
Über weite Strecken ist die Felsqualität gut, jedoch bei weitem noch nicht abgeklettert, was der guten alten Dreipunkt Griff- und Tritttechnik zu einer Renaissance verhilft. In den letzten drei
Seillängen ist der Fels ebenso wie die Absicherbarkeit miserabel, und rechts oberhalb drohen Felsstürze. Nach unserer Begehung haben wir Paolo Da Pozzo persönlich hierüber informiert. Es bleibt
abzuwarten, ob der Routenverlauf weiter nach links verlegt wird und die bereits durch einen Felssturz demolierten Bohrhaken ersetzt werden. Weite Stürze, die aufgrund von Griffausbrüchen durchaus
vorkommen können, führen wohl direkt ins nahegelegene Krankenhaus. Es sei noch erwähnt, dass wir die Schwierigkeitsangaben der Erstbegeher teilweise um einen ganzen Grad (!) angehoben haben.
Warum beschreiben wir diese Tour überhaupt? Unsere Hoffnung ist es, das Bewusstsein für die Veröffentlichung objektiver Informationen zu wecken, auch wenn dies wahrscheinlich Wunschdenken bis zur
nächsten Klettergeneration bleibt.