Mit Superlativen soll man ja bekanntlich sparsam
umgehen. Doch die »Tire-larigot« gehört
zu den besten Touren in diesem Schwierigkeitsgrad.
Es dominiert Wandkletterei an großen
Schwarten, Warzen, Chickenheads und
was der Granit sonst noch an Strukturen parat
hält. Auch wenn wir die Absicherung lediglich
als »gut« eingestuft haben, kommt kein
Stress auf, denn dieser äußerst griffige Fels
lässt nur ans Klettern denken, und spätestens
nach zwei bis drei Seillängen wird hoffentlich
jeder jubilieren und alles andere vergessen.
Einzig die schönen Risse sind Mangelware,
worüber mancher vielleicht gar nicht so traurig ist. Wer auf alpines Ambiente verzichten kann und mit der Aussicht
auf Ecrins und Ailefroide-Nordwand zufrieden ist, findet hier sicherlich seine Traumtour.
Eine Kombination aus spektakulärer Wand- und Plattenkletterei bietet die »Tu ris, Maye«. Bereits in der ersten
Seillänge schießt die Pulsfrequenz nach oben. Man klettert direkt an der Dachkante der großen Grotte, und
auch in der nächsten Seillänge geht es luftig weiter. Während die Griffe hier noch recht brauchbar sind, sollte
in den beiden nächsten steilen Längen schon mal vorausschauend die Abfolge festgelegt werden. Weiter oben
dominiert elegante Wandkletterei, und die Bewegungen sind ästhetisch. Um die Plattenstellen in sportlich einwandfreiem
Stil zu überwinden, ist eine gute Technik und manchmal Nervenstärke vonnöten. Zum Abschluss
wird noch einmal die volle Wandbreite ausgenutzt, so dass auch der Nachsteiger – wie schon über der Grotte –
den Reiz der Routenführung voll auskosten kann. Womit gesagt wäre, dass auch ein »Nur-Nachsteiger« den
obligaten Schwierigkeitsgrad beherrschen sollte. Auf den letzten Metern verwöhnt die Tour dann noch mal mit
herrlicher Griffigkeit.