Die Route führt durch eine der fantastischsten
Wände der Cerces-Gruppe. Drei Anläufe
waren jedoch nötig, bis wir den ersehnten
Tourenbucheintrag vornehmen konnten.
Mal passte das Wetter, mal der Partner und
mal die Form nicht zur Tour. Vorteil des Ganzen
war, dass wir irgendwann den Zustiegsweg
perfekt kannten und so das Zeitlimit im
Herbst voll ausreizen konnten. Denn angesichts
der delikaten Wand- und Plattenkletterei,
die etwas geschmeidigere Bewegungen
verlangt, lohnt der Einstieg ohne Sonne
vor 12 Uhr kaum. Dann allerdings sollten
die »einfacheren« Siebener-Passagen zügig
ablaufen. Der Rest erfordert nämlich ein genaueres
Hinsehen, wie so manche Sequenz
zu lösen ist. Und wer die Route mit Stil und in
Würde beenden möchte, sollte einen Siebener
auch noch in ermüdetem Zustand klettern
können. Vom letzten »Terminatorwulst«
ganz zu schweigen. Aus unserer Beschreibung
dürfte nun also herauszulesen sein,
dass eine gute Grundlagenausdauer keinesfalls
schadet. Obwohl die Wand eigentlich
gar nicht so steil ist, fühlt die Kletterei sich
überhängend an und plättet entsprechend.
Das Gestein ist unglaublich kompakt und
der Fels von einer erlesenen Qualität. Eintrittstür
ist die zweite Seillänge – wenn es
nicht die erste schon war –, die einen mental
ausgeruhten Vorsteiger erfordert. Denn
dort ist die Absicherung im Vergleich zum
Rest deutlich weiter. Da sind schon mal
Überlegungen erlaubt, ob diese nicht zunächst
im leichten Gelände rechts umgangen
und erst später von oben eingerichtet
wurde. Eine nicht ungewöhnliche Vorgehensweise, die für Wiederholer jedoch unter Umständen prekär
enden könnte. Darüber hinaus waren die Bewertungen der Erstbegeher wohl eher obligatorischer Art und
unseres Erachtens kaum für eine freie Begehung gedacht. Wir haben sie um bis zu einen Grad angehoben!
Die Plattenquerung in der neunten Seillänge kann zumindest von uns nicht abschließend bewertet werden.
Wer diese frei klettert, darf sich als Plattenkönig betiteln.