Beim Zustieg fallen wohl jedem Kletterer sofort die hellen
kompakten Kalkwände westlich der Agostinihütte auf. In den
letzten Jahren entstanden dort eine ganze Reihe schwerer
Sportkletterreien, von denen leider nur die »Shiva« vernünftig
abgesichert wurde. Doch auch hier muss zwischen den Haken
teilweise ordentlich geklettert werden. Nur wo die Erstbegeher
an ihr Limit kamen, haben sie sich hochgebohrt. Ein schlechter
Stil! Denn nicht überall würden Stürze ohne Verletzungsfolgen
bleiben!
Über weite Strecken ist der Fels fantastisch griffig, teils wasserzerfressen
und unglaublich rau. Die schweren Passagen
verlangen Feingefühl und ein gutes Technikrepertoire. Darüber
hinaus eine ordentliche Portion Fingerkraft für die kleinen
Griffe und Leisten. Die Bewertungen der Erstbegeher – die ursprünglich
mal sehr korrekt waren – wurden von Wiederholern
und Führerautoren auf Dolomitenstandard korrigiert. Einfach
nur lächerlich! Am vorletzten Stand haben wir Shivas Erektion
dann einen ordentlichen Dämpfer verpasst und kräftig abgeräumt.
Coitus interruptus nennt man das wohl. Der Riesenblock
liegt nun im Geröllfeld und unser Seil in einer italienischen
Mülltonne.