Ein fantastischer Einstiegsriss, eine tolle Schuppe und ein Abschlusskamin von seltener
Originalität sorgen in der »Via Agostini« für ein Klettererlebnis der besonderen Art.
Am Stand unter dem Kamin angekommen, kann man es angesichts des brüchigen
Gesteins rechts und links kaum glauben, ungerupft den Ausstieg erreichen zu können.
Doch je weiter man in den Schlund vordringt, desto klarer wird der Weiterweg. Völlig
unüblich wartet dann aber die eigentliche Crux am Abstieg: Nach der Gipfelüberschreitung peilt man den höchsten Punkt einer Rinne an, die es zu überqueren gilt,um auf der gegenüberliegenden Seite
ein zwei Meter hohes Boulderwandl entweder
sportlich einwandfrei oder im guten alten Schulterstand zu überwinden. Noch kurz
auf einem Bändchen luftig um die Ecke und schon ist’s vorbei.
Die »Via Nini« ist ein moderner Alpinklassiker und wurde mit einem Minimum an
fixem Material erschlossen. Sie dürfte somit eher den versierten Alpinisten als den
reinen Sportkletterer ansprechen. Denn über weite Strecken muss zwischen den
wenigen Sicherungspunkten solide geklettert werden. Der Fels ist in seinem Kern zwar fest, aber an manchen Stellen aufgrund der wenigen Begehungen noch etwas unabgeklettert. Die Route wurde der
»Seniorchefin« gewidmet, die bis zu ihrem Tod als das Herz der Hütte galt.