Die »Paroi Jaune« ist weitaus steiler und athletischer
als alle anderen Routen an diesem Berg und qualifiziert
sich somit ganz besonders für eine Wiederholung.
Vor allem in der zweiten und dritten Länge freut sich
der Franke, und spätestens in der vierten staunt der
Fachmann und wundert sich der Laie angesichts des
Erstbegehungsdatums. Wer möchte, kann von der großen
Terrasse noch über den Südgrat zum Gipfel. Allerdings
dürfte sich dies vergleichsweise wenig lohnen,
zudem sorgt die erste Abseillänge zurück zur Terrasse
angesichts vieler Zacken und lockerer Blöcke für extra
Spannung. Dennoch könnte es sich im Vorfeld einer
Westwandbegehung auf die Cime IV als nützlich erweisen,
da diese Version vermutlich der schnellste Abstieg
ist und man dann schon die Tücken kennt.
Auch die »Directissime« ist ein wahres Prachtexemplar.
In punkto Schwierigkeiten ist sie jedoch eine
deutliche Steigerung und könnte heutzutage mit einer
entsprechenden Absicherung fast als Sportkletterroute
durchgehen. Sie wurde zwar saniert, jedoch nur
dort, wo der Sanierer ein eigenes Sicherheitsbedürfnis
entwickelte. Also nicht unbedingt die demokratische
Version. Der ursprüngliche Routenverlauf dürfte
an manchen Stellen ebenfalls recht eigenwillig »verlegt
« worden sein. Dennoch wird man sich auch hier
in Anbetracht des Erstbegehungsdatums verwundert
die Augen reiben und vielleicht an so manchem neuen
Bohrhaken eine Gedenkpause einlegen. Denn so
eine steile, ja oft überhängende Granitwand gibt es
selten in den Alpen. Schade nur, dass sie nicht höher
ist. Wer danach noch nicht platt ist, hängt noch einige
Seillängen der neuen »Super-Direttissima« an.