2009 waren wir schon einmal an der Crête du Raisin und haben
die »Sous l’oeil des choucas« geklettert, die aufgrund der stark
schwankenden Felsqualität allerdings keinen Eingang in unseren
Führer gefunden hat. Einheimische Kletterer, die damals aus der
»Spécial Dédicace« zurückkamen, wussten da deutlich besseres
zu berichten, und so machten wir uns 2011 noch einmal auf, um
der Wand eine zweite Chance zu geben – zumal wir die Chardonnethütte
in sehr guter Erinnerung hatten. Aber fast wären wir diesmal
sogar noch erfolgloser davongetrottet, nämlich ohne auch nur
Hand an den Fels zu legen. Denn die Tour ließ sich mit unserem
Topo überhaupt nicht zuordnen, und die wenigen Bohrhaken entdeckten
wir erst auf den dritten Blick.
In der ersten Seillänge muss somit jeder selbst beurteilen, ob
es den Preis wert ist, im Falle einer Unachtsamkeit für längere
Zeit dem Klettern »Adieu« zu sagen oder aber in den Genuss der
folgenden fantastischen Seillängen zu kommen. Die numerisch
schweren Stellen sind dann meist sehr gut abgesichert, während die vermeintlich leichten Längen aufgrund der Runouts die Psyche – und nicht nur die – schon etwas fordern. Wer auf die durchaus
schöne Gipfelaussicht verzichten kann, seilt bereits vom vorletzten Stand ab, denn der brüchige Ausstieg bietet nicht mehr viel Klettergenuss.