Eigentlich unglaublich, dass eine solch klassische Linie wie die »Mamma & Papà« nicht schon früher entdecktwurde. Das spricht umso mehr für die gute Ortskenntnis des Erstbegehers. Am
Standplatz der vierten Seillänge
freute ich mich schon auf die tolle grau-schwarze Wand mit ihrem Wunderfels. Leider nur so lange, bis ich den
Bohrhaken mit Schlinge unter dem hervorstehenden Block weiter links erspähte. Und ab dort wandelt sich auch
der Erschließungsstil. Unten noch plaisir, oben deutlich alpiner mit so manch böser Einschlagmöglichkeit. Quasi
ein Alpinhybrid. Beim Anblick dieser Wand blutete uns das Herz, und so rückten wir einige Tage später noch
mal an, um sie einzubohren. So entstanden die zwei fantastisch griffigen Seillängen der »Bella Gusella«. Die
Route bis zum Pfeilergipfel ist nun »semiplaisir« eingerichtet und kann hervorragend mit Friends und Schlingen
zusätzlich abgesichert werden. Genusskletterer seilen vom letzten Stand unter dem Pfeiler bequem ab. Dann
halt leider ohne Gipfelerlebnis. Alpin Versierte schaffen auch noch den Rest. Allerdings weht sowohl dort als
auch im Mittelteil der Originalroute ein rauer Dolomitenwind!
Mittlerweile wissen wir auch die diplomatische italienische Umschreibung »da non sottovalutare« oder
»non è banale« besser zu deuten. Frei raus würden wir schreiben: gnadenlos unterbewertet! Gratis-Topo HIER