Diese Touren sind ein Musterbeispiel für die verschiedenen Erschließungsepochen
und Einschätzungen von Führerautoren. Was früher – und
leider auch heute noch oft – als »ausgezeichnete Felsqualität« angepriesen
wurde, würden wir zumindest in der »Quinz-Verschneidung« unter
modernen Gesichtspunkten nur noch als mäßig einstufen.
Eigentlich können wir jedem nur ans Herz legen, beide Touren – so wie wir
es gemacht haben – einmal direkt nacheinander zu klettern. Deutlicher
können die Unterschiede zwischen Tradition und Moderne nicht herausgestellt
werden. Auf der einen Seite riskiert man wie eh und je seine körperliche
Unversehrtheit, während nebenan in Sichtweite die Bohrhaken
glänzen, die genau dieses Risiko minimieren sollen. Und auch der Fels ist
dort schon deutlich kompakter. Aufgrund der engen Behakung machen
dabei die wenigen splittrigen Stellen in der »Dolce Irene« nur wenig Kopfzerbrechen.
Die Kletterei ist steil, teilweise leicht überhängend und recht
ausdauernd. Auf die Gipfelbrotzeit haben wir angesichts des sich nach
oben hin auflösenden Gesteins allerdings verzichtet.
Nachdem die Routen anscheinend nur wenige Begehungen bekamen,
wurde die »Quinz« mit Inox-Ringen an den Ständen saniert, und auch die
»Irene« bekam jüngst ein Facelifting. In beiden Fällen ist der Fels jedoch
bis heute unabgeklettert geblieben, was vielleicht auch an der Hüttenbewirtung
liegen mag. Denn ein zweites Mal übernachten dort wohl nur
Menschen mit einem dicken Fell und Geldbeutel. Zumal die Wand mit
einer guten Kondition bequem vom Auto aus zu erreichen ist.