Trotz des vielen Grüns ist die Kletterei
am Pilier des Contes erstaunlich
gut. Teilweise sogar ähnlich
fantastisch wie in den »oberen
Stockwerken«. Nur der Wandcharakter
fehlt halt. Ein perfektes Ziel
beispielsweise für den An- und Abreisetag.
Dabei ist die »Les contes
de la folie« eine hervorragende
Einsteigerroute, um sich vielleicht
nach langer Abstinenz wieder mit
den typischen Eigenschaften einer
modernen Granitroute vertraut zu
machen. Alle Seillängen sind gleichermaßen
hervorragend und bis
auf zwei, drei Stellen verläuft die
Route auf griffigen Platten und entlang
wunderbar zu kletternder Risse
und Schuppen. Dabei fliegen die
Friends im Vorbeigehen in die dafür
vorgesehenen Positionen. Diese
sind nahezu immer offensichtlich
und die kleinen Flugzeitverkürzer
können immer gut platziert werden.
Im Übrigen gibt es nur wenige
schwierige oder obligate Passagen
und wenn doch, sind sie kurz und
gut gesichert. Von der Aussichtskanzel mal abgesehen wird zwar kein prominenter Berg bestiegen, aber die Route als Ausweichziel zu titulieren würde ihr sicher nicht gerecht!
Die »Amok« ist eher etwas für den Abreisetag, quasi als Draufgabe, um noch ein paar Längen zu genießen. Allerdings
sollte das Wetter wenigstens noch bis zum Mittag durchhalten. Die Schwierigkeiten sind nicht anhaltend,
es gibt Fluchtmöglichkeiten, und je nach Ethik kann die erste Länge toprope geklettert oder gleich ausgelassen
werden. Denn zum Aufwärmen bietet sich die zweite geradezu an. »Plattenverweigerer« lassen bereits beim
Abseilen in der vorletzten Länge drei Verlängerungsschlingen hängen, um die Abstände zu verkürzen.
Im Gegensatz zu den Nachbarrouten fanden wir die »Granit en folie« etwas anspruchsvoller. Klassisch Chamonix
eben! Die erste Länge könnte man auch hier toprope klettern, zumal diese als »hallo-wach«-Länge nicht einfach
abzusichern ist. Danach folgt eine perfekte Verschneidung mit Pulsbeschleuniger am Ende. Besonders »angenehm
« in Verbindung mit Restfeuchte... Aber auch die nächsten Längen haben es immer noch in sich, und erst
ganz oben lassen die Schwierigkeiten etwas nach. Insbesondere wenn dem Ausstieg über die »Les contes en
folie« der Vorzug gegeben wird.