Pordoispitze (2.950 m)

NW-Wand »4 giorni un’estate« VIII– (eKN VIII)

Was für eine Tat!
Im kohlrabenschwarzen linken Wandteil haben die
Erstbegeher eine Knallerroute hinterlassen! Ein
Vergleich mit den besten Wendentouren drängt
sich förmlich auf: sowohl, was die Absicherung
anbelangt,
als auch die Art der teils überhängenden
Kletterei – wobei letztere unserer Ansicht nach
hier um Längen besser und vor allem griffiger ist
als im Wendenkalk. Heikle Manöver weit über den
Haken gibt es nicht. Man hat nahezu immer einen
Henkel oder guten Griff, den man »zuschrauben«
kann und somit sind – bis auf wenige Ausnahmen –
die weiteren Hakenabstände durchaus noch im
grünen Bereich und tolerierbar. Wer hier einsteigt,
sollte, um Spaß und Sicherheitsreserven zu haben,
über ein deutlich höheres Kletterniveau verfügen,
als es die eigentlichen Schwierigkeiten erfordern.
Denn manche Klettergartentour endet bereits
dort, wo hier der erste Haken steckt. Doch nicht
allein die sportliche Absicherung ist fordernd. Nein,
auch jede einzelne Seillänge ist anhaltend schwer,
und an einigen Stellen ist der perfekte Umgang mit
Friends oder ein abgebrühtes Gemüt verpflichtend. Mancher
wünscht sich vielleicht, dass die Erstbegeher
noch einen fünften Bohrtag investiert
hätten.
Auch das Seilhandling muss perfekt beherrscht
werden, um sich bei den durchgehend sehr langen
Seillängen nicht auch noch durch Seilzug auszubremsen.
Und wer meint, einen »Achter« klettern zu
können, sollte bedenken, dass dies 10 Mal zu wiederholen
ist und die Seillängen nicht nach 30 Metern
zu Ende sind. Dabei wird gleich zu Beginn der
Gewichtstarif durchgegeben, während nach oben
hin dann die Feinabwaage folgt. Damit der Zusatzballast
also am Boden bleiben kann, haben wir uns
für ein Abseilen über die Route entschieden, was
fast genauso spannend war, wie das Klettern selbst.
An vielen Stellen ist vorausschauendes Handeln
Pflicht. Expressen sind wieder einzuhängen, Stände
anzupendeln, und der Partner ist beim »Abbauen«
zu unterstützen. Alles in allem also eine Route, die
den perfekt ausgebildeten alpinen Sportkletterer
fordert. Spätestens hier hört Plaisir auf, und alpines
Sportklettern fängt an!

 

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