Nach Regenfällen rauscht das wilde Wasser noch lange
Zeit die Wand hinunter, wodurch sie für viele Tage
unkletterbar wird. Was danach als Sand auf den oft
dullenartigen Griffen zurück bleibt, dürfte nicht jeden
begeistern. Dennoch gehören beide Routen zu den
besten am Salzburger Hochthron, wobei das »wilde
Wasser« zumindest im Mittelteil die athletischere
Kletterei bietet und für die »Paradise« zusätzlich etwas
Ausdauer, eine gute Auffassungsgabe und Technik
nötig sind. Oft helfen variable Griffhaltungen wie
Unter- oder Seitgriffe, die Stellen zu lösen. In beiden
Touren dominiert Lochkletterei, oft allerdings an flachen
Dullen. Uns persönlich hat das »wilde Wasser«
etwas besser gefallen. Um mit Spaß zur Bergstation
der Bahn zurückzugelangen, sollte man schon im achten
Grad unterwegs sein. Die Bewertungen der Erstbegeher
haben wir teilweise um einen ganzen Grad
angehoben.
Der Vater hat für den Sohn und vielleicht auch für die
Allgemeinheit ein feines Sportkletterplaisir auf bis dato
noch raspelrauem und teils löchrigem Qualitätsfels
mit einer guten, aber nicht übertriebenen Absicherung
eingebohrt. Lediglich zwei bis drei Stellen erfordern einen
Vorsteiger, der sich im siebten Grad nicht schon
überfordert fühlt. Dabei fängt alles ganz gemütlich an
und steigert sich langsam bis zur Cruxlänge. Diese
könnte notfalls rechts über das Schrofengelände des
»Dreierweges« umgangen werden. Sicher keine gute
Alternative! Angesichts der vermutlich namensgebenden
Originalbewertung des »Dreierwegs« stehen einem
allerdings alle Haare zu Berge. Für jemanden, der
deutlich schwerer klettert und diese Infos einzuschätzen
weiß, mag das alles keine Herausforderung sein.
Für Neulinge in diesem Geschäft könnten sie jedoch
schnell zu einer ernsten Gefahr werden! Führerautoren
sollten nicht nur im Disclaimer nach bestem Wissen
und Gewissen handeln.
Nichtsdestotrotz war es für uns eine weitere traumhafte
Route, für die man im Gegensatz zu den Nachbarrouten
am Berchtesgadener Hochthron zwar mit
einem Bündel »Alpendollars« zahlt, aber dafür keinen
Schweißtropfen vergeudet. An schönen Wochenenden
möchten wir uns den Andrang und die Steinsalven
beim Abseilen allerdings nicht vorstellen...