Die »Dédale« führt durch eine steile und hohe Wand. Schon in den ersten Abseillängen wird einem dies eindrucksvoll
vor Augen geführt. Schnell erahnt man, dass hier die Post abgeht. In der ersten Länge erwartet einen gleich
mal hammermäßige Lochkletterei. Dabei fühlt sich das Ganze nicht gerade übersichert an. Ein stimmungsvoller
Auftakt. Danach macht die Tour ihrem Namen »Labyrinth und Einfallsreichtum« alle Ehre. So glaubt man kaum, mit
wie vielen Quergängen nach dem besten Fels gesucht wurde. Mit der Zeit kann das durchaus lästig werden. Denn
auf diese Weise wird kaum eine Progression nach oben erzielt. Und wer wie wir an einem zu warmen Tag dort klettert,
fühlt sich schon nach kurzer Zeit wie ein Bratfisch. Dadurch kam bei uns für die letzte schwere Länge etwas
die Motivation abhanden: Wenngleich man sich dort irgendwie hinausretten kann, so ist doch »zwischendurch«
einiges an schweren Stellen wegzuklettern. Wer nicht ständig in diesen Graden unterwegs ist, wird vermutlich wenig
Spaß haben. Die schwersten Stellen sind zwar nur kurz aber knackig. Um sie auf Anhieb zu klettern, ist schon
ein hohes Kletterniveau nötig. Und für den großen Rest darf etwas Ausdauer nicht fehlen.
Da die Fluchtmöglichkeiten insbesondere im oberen Teil ziemlich dürftig sind, sollte einwandfreies Wetter abgewartet
werden und eine gute physische Konstitution vorhanden sein. Denn der Rückweg über den Sentier
Martel hoch zum Chalet de la Maline wäre in Kletterschuhen sicher ein zweifelhaftes Vergnügen und Ihr danach
Dauergast bei der medizinischen Fußpflege.