Wer diese Prachttour wiederholen möchte und Wert auf körperliche
Unversehrtheit legt, sollte neben einem hohen Kletterniveau auch
ein gut geschultes »alpines Auge« haben und exzellent mit mobilen
Sicherungsgeräten umgehen können. Die erste Seillänge nach der
Rampe ist gleich der Rausschmeißer oder Schlüssel zum Tageserfolg.
Sie fordert sowohl mentale Stärke als auch alle anderen für die
Route nötigen Fähigkeiten. Am darauffolgenden Dach ist das Gestein
noch etwas unabgeklettert, bevor man mit feinstem schwarzen Edelfels
belohnt wird. Mit zunehmender Höhe wandelt sich die »Aspettando
« allerdings wie ein Chamäleon von einer Sportkletterroute zu
einem Alpinklassiker, über den ein Rückzug problematisch werden
würde. Denn in der Seillänge nach dem großen Band fühlten sich
anscheinend Südtiroler Steinzeitgralshüter berufen, die Bohrhakenlaschen
und den Standplatz zu entfernen sowie die Bolzen einzuschlagen,
damit diese auch ja nicht mehr verwendet werden können.
Eines muss man Massimo Da Pozzo zugute halten: Er sucht guten
Fels und findet ihn auch meist. Leider fordern seine Routen von den
Wiederholen eine enorm hohe mentale Stärke und Risikobereitschaft, so dass auch heikle Passagen nahezu immer obligat zu klettern sind. Ein bis zwei zusätzliche Bohrhaken, insbesondere nach den
Ständen und wo Stürze
auf Bänder möglich sind, würden das Verletzungspotenzial
schon enorm minimieren. Angemerkt sei noch, dass dies eine seiner zugänglichsten
Touren ist. Wer hiernach meint, noch Reserven zu haben, findet an den anderen
Pfeilern einige deutlich anspruchsvollere Touren.