Am Ende der ersten Auflage unseres Korsikaführers schreiben wir: „Am Capu d’Orto lässt sich das Abenteuer nahtlos fortsetzen und die Träume beginnen von neuem.“ Elf Jahre später ließen wir hier unser vierwöchiges Korsikaabenteuer ausklingen. Für mich war es der krönende Abschluss dieser Reise und ein Erlebnis, das noch lange im Gedächtnis bleibt: absolute Abgeschiedenheit, keine Rückzugsmöglichkeiten und Kletterei, die über weite Strecken den alpin versierten Kletterer zu begeistern vermag. Die erste Länge ist gleich ein Hammerauftakt und Tafonifeuerwerk. Als Erstbegeher „musste“ man einfach da hoch! Mit geschickter Seilführung kann man 50 Meter ausgehen und den genialen Fels genießen. Danach wird es leider etwas laboriös und sehr unübersichtlich mit ordentlich Verhauerpotenzial. Nicht immer ist der leichteste, offensichtliche Weg der Richtige! Doch nach dem erdigen Couloir und Kamin wird es ab der Verschneidung wieder genial und allmählich immer leichter. Die letzten Meter (III–IV) wird man sich (vorzugsweise seilfrei) auch noch zurechtfinden. Am Gipfel wartet ein einzigartiges Panorama über den Golf von Porto. Und für alle, die nicht schnell genug waren, vielleicht ein genialer Sonnenuntergang mit Biwak.