Auf den ersten Blick macht die Wand mit dem bananenförmigen Dach im unteren und dem strukturierten oberen Teil einen durchaus ansprechenden Eindruck auf den Kletterer. Mit einer bis zum
Mittelteil ziemlich logischen Linie fängt zunächst auch alles gut an. Doch dann kam, wie so oft, wieder einmal alles anders als gedacht: Wir hatten uns vorgenommen einige zusätzliche
Markierungsschlingen für Wiederholer anzubringen, stellten jedoch fest, dass ab den Bändern viele Varianten für den Weiterweg möglich waren. Leider wurde kein Material belassen, das eine Tour
bestätigen würde. Anstatt einer Verschneidung auf der rechten Seite, zog uns ein sehr schöner Tafonipfeiler magisch an. Als wir an seinem Ende auf dem oberen Band ausstiegen, war klar: Wir hatten
soebenunsereeigeneAutorenvariantegeklettertund dabei – wie könnte es auch anders sein – genau eine Schlinge hinterlassen. Die Fortsetzung der Tour war somit vorgegeben: Wir mussten unseren
direkten Autorenausstieg zu Ende bringen. Hier wird einmal mehr Folgendes ganz deutlich: Eine Erstbegehung ohne logischen Verlauf, in der kein oder nur wenig belassenes Material steckt, gepaart
mit einem Topo, das Interpretationsspielraum lässt, ergibt noch lange keine Tour. Dies gilt im Übrigen für alle Touren an dieser Wand. Denn es bleibt weiter unklar, ob die verschiedenen
Erstbegeher, die allesamt kaum Spuren hinterließen, nicht womöglich doch teilweise auf derselben Route wandelten. So hat angeblich J.-P. Quilici schon 1983 – also noch bevor die »Autorenroute«
überhaupt existierte – den Direkteinstieg zu derselben geklettert, natürlich ohne Bohrhaken. Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich.